Endlich, die Küste ist erreicht, Mia und ich können es kaum erwarten uns in die Fluten zu stürzen.
Naja, war wohl jetzt ein Bisschen übertrieben.
Mir ist das Wasser dann doch zu kalt, von Yves ganz zu schweigen, aber Mia ist ganz aus dem Häuschen und die Füsse sehr schnell nass. Auch die ersten Schlücke Salzwasser müssen natürlich sofort "genossen" werden.
Prinzessin Spella hält sich, wie immer wenn es um Wasser geht, vornehm zurück.
Der Campingplatz 24 in Misdroy, unweit von Swinemünde, ist gut gelegen und der Besitzer, der deutsch spricht, ist zuvorkommend.
Mit unserem Sekuritas, der jeden Tag 12 !!! Stunden das Tor bewacht unterhalten wir uns in "Zeichensprachisch".
Im Gegenzug für eine Zigarette ab und zu beschenkt er uns mit unglaublich süssen, aber sehr guten, Caramelbonbons.
Zigaretten, ca. 3 Euro, und Lebensmittel sind für uns hier sehr günstig aber für die Bevölkerung, auch wenn sie sehr lang arbeiten leider doch recht teuer.
Wier brauchen nach der recht langen Fahrt, vorallem für die Hunde, etwas Ruhe und verbringen hier zwei Tage mit sonnenbaden, Wäsche waschen und nichts tun.
Auch für uns ist es wichtig ab und zu etwas länger an einem Ort zu bleiben.
Es gibt ein Gefühl von zuhause wenn man sich etwas auskennt und sich nicht jeden Tag auf die neuen Regeln und Begebenheiten einstellen muss.
Der nächste Camping, frei stehen ist in Polen zu gefährlich und wir haben versprochen kein Risiko einzugehen, entpuppt sich als deutsche Hochburg.
Kleine, enge Plätze, alles total reglementiert.
Nach fünf Minuten war klar, eine Nacht und dann nichts wie weg hier.
Auf der Suche nach Ruhe und Platz fahren wir auf die Halbinsel Hel.
Like in Hell, fühlen wir uns dann auch der Suche nach einem Platz.
Wegen des verlängerten Pfingstwochenendes werden wir auf mehreren Plätzen sehr unhöflich auf polnisch weggewiesen.
Doch, dann, ein Lichtblick.
Mit Händen und Füssen, mein Polnisch beschränkt sich leider auf Dobry zien- Guten Tag, tak-ja, nie-nein und Hund-pies, kann ich erklären dass wir einen Platz suchen und nach einer Weile ist tatsächlich ein Platz für uns frei.
Wir ihr sicher schon bemerkt habt haben wir eine klare Aufgabenteilung, Yves übernimmt das Fahren und alles Handwerkliche und ich das Reden, böse Zugen behaupten, dass dies meine ausgeprägteste Fähigkeit ist.
Alles Andere machen wir Hand in Hand.
Der erste Eindruck hier ist nicht gerade der Beste.
Die polnischen Dauercamper sind nicht begeistert von uns da wir ihren gewohnten Rhytmus stören und sie nicht mehr genügend Platz für ihre zahlreichen Autos haben.
Eigentlich verständlich, wir mögen es auch nicht wenn irgendwelche Fremde, die nicht einmal unsere Sprache sprechen in unserem Vorgarten parkieren.
Und doch, Hel ist einen Besuch wert.
Nach dem Überqueren der Bahngeleise und einem kurzen Gang durch einen Pinienwald steht man plötzlich an einem atemberaubenden, schneeweissen, menschenleeren Strand mit tosender Brandung.
Etwas weiter unten sehen wir noch etwas den Surfern zu.
Das zu lernen steht auch noch auf meiner Liste.
Die Halbinsel Hel ist ein Mekka für alle Wassersportler und die Surfschulen und Surfshops sind wegen der stetigen Winde zahlreich vorhanden.
Aufgrund der Aussage der Dame vom russischen Konsulat wonach die politische Situation eher angespannt ist und Touristen, die Einreisen wollen, nicht gerade freundlich empfangen werden, entschieden wir uns nicht durch Kaliningrad zu fahren und müssen nun einen Umweg durch das Landesinnere machen.
Was uns anfangs als Zeitverschwendung vorkommt erweist sich als Glücksfall und erinnert uns daran nicht immer nur nach dem Meer zu suchen sondern auch Land und Leute abseits der Touristhochburgen kennen zu lernen.
Über eine ca. 1 km lange Holperpiste, durch einen dichten Wald kommen wir zum Masurencamping 173 Herkus.
Eine grosse, gemähte Wiese mit abgegrenzten Plätzen erwartet uns. Ringsum ist alles mit Seen umgeben in denen man auch Fischen könnte.
Hier ist ausser einem Sanitärgebäude und einer kleinen Reception nichts als Ruhe und Natur
Unsere Einkaufstour führt uns am Karasniksee, der im Sommer als Badesee genutzt wird, durch die, für Polen typischen dichten, grünen Wälder nach Braswald.
Die Campingplatzbesitzer haben mit Wegweisern an den Bäumen die Route sehr gut markiert, so dass auch wir, leider ohne den geringsten Orientierungssinn ausgestattet, den Hin- und Rückweg wieder finden.
Vielleicht hatte mein Sportlehrer ja doch recht und den OL mitzumachen wäre keine schlechte Idee gewesen.
Natürlich ist die Strecke viel länger als die angegebenen 1,5 km aber die Begegnungen mit Rehen,grossen und kleinen, bunten Libellen und Vögeln verschiedenster Art entschädigen uns total.
Die Kirche von Braunswalde ist eine der wenigen gut erhaltenen Holzkirchen in Polen.
Auf dem Platz lernen wir ein deutsches, sehr nettes älteres Ehepaar kennen.
Leider ist die Zeit zu kurz, wir hätten gerne noch etwas den interessanten Geschichten dieses schon weit gereisten Paares zugehört.
Aber, wie er so schön sagt, man sieht sich immer zwei Mal im Leben und vielleicht ist dann die Zeit mehr über Peru, Marrokko und die vielen andern Länder die sie schon bereist haben zu hören.
Für uns ist Polen ein sehr eindrückliches Land mit einer wunderschönen, noch sehr naturbelassenen Landschaft und mehrheitlich hilfsbereiten und netten Einwohnern.
Was uns bewegt hat ist der grosse Unterschied zwischen den Schichten, auf der einen Seite der einfache Arbeiter der auch mit harter Arbeit seine Familie nur schwer versorgen kann und in teils
sehr einsturzgefährteten Häusern wohnt und auf der anderen Seite die Reichen die in wahnsinnigen Häusern mit mindestens drei teuren Autos vor dem Haus leben.
Noch eine Besondernheit hat Polen.
Damit auch ganz sicher schon jetzt jeder weiss, dass hier eine Autobahn entsteht ist sie schon im Navi eingetragen und total beschildert.
Die Bauzeit wird ja wohl auch nur noch ein paar Jahre dauern.
Nun geht es weiter ins Baltikum. Die erste Station ist Litauen